Ein lyrischer Gesprächsabend anlässlich des 150. Geburtstags von Karl Wolfskehl
Der Dichter Karl Wolfskehl wurde am 17. September 1869 in Darmstadt geboren. Das ist ein Grund zu feiern, wie Kevin Zdiara findet. Er hat mit Unterstützung der Bürgerstiftung Darmstadt einen lyrischen Gesprächsabend aus Anlass des Jubiläums organisiert.
Dieser fand am Geburtstag des Dichters im Darmstädter Veranstaltungsort 806qm statt.
„Da ich Anfang dieses Jahres festgestellt habe, dass zu diesem Jubiläum keine Veranstaltung in der Heimatstadt Wolfskehls geplant ist, habe ich das selbst in die Hand genommen und ich bin der Bürgerstiftung dankbar für die Unterstützung“, erläutert Zdiara sein Engagement.
Karl Wolfskehl war im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts eine prägende Figur im deutschen Kulturleben. Er war er ein enger Weggefährte von Stefan George, seine Aufsätze erschienen in den bekanntesten Zeitungen und seine späten Gedichte gelten als bedeutende Zeugnisse deutschjüdischer Lyrik. 1933 wurde er aus Deutschland vertrieben und er musste über Italien nach Neuseeland flüchten.
Einsam und weit von der Heimat entfernt, schrieb er bis zu seinem Tod im Jahr 1948 Gedichte, die heute zu den wichtigsten Exildichtungen deutscher Sprache gehören. Darunter seinen enttäuschten Abgesang auf die Deutschen, der mit den bekannten nWorten „Dein Weg ist nicht mehr der meine…“ einsetzt.
Der Gesprächsabend sollte das facettenreiche Leben und Werk Wolfkehls wieder in Erinnerung rufen und gebührend feiern
Für Zdiara gab es einen weiteren Grund, warum eine Veranstaltung zu Wolfskehl heutzutage noch wichtig ist: „Die Vergessenheit, in die Wolfskehls Leben und Werk in Darmstadt geraten ist, ist meiner Meinung nach die Vollendung der Vertreibung und Auslöschung Wolfskehls aus der deutschen Kultur, die die Nationalsozialisten angestrebt hatten. Dagegen soll sich die Veranstaltung wenden. Sie ist ein Zeichen gegen das Vergessen.“
Rund 80 Interessierte fanden sich am Jahrestag im 806qm ein, um dem Gespräch des Darmstädter Galeristen, Sammlers und Wolfskehl-Kenners Claus K. Netuschil mit der Autorin und Wissenschaftlerin Caroline Jessen über den Dichter beizuwohnen. Mit Caroline Jessen war eine renommierte Wolfskehl-Forscherin zu Gast, die für ihr Buch „Der Sammler Karl Wolfskehl“ im vergangenen Jahr viel Lob erhalten hat. Der Abend wurde vom Kulturchef des Darmstädter Echos Johannes Breckner kenntnisreich und kurzweilig moderiert. Thematisch kreiste die Diskussion um Wolfskehls Beziehung zu seiner Heimatstadt, seinem Weg zu einem wichtigen Dichter des George-Kreises, die Flucht aus Deutschland und insbesondere auch um seine Auseinandersetzung mit dem Judentum.
Eingerahmt wurde das Gespräch durch Lesungen von Mathias Znidarec, Schauspieler am Staatstheater. Neben Texten über Wolfskehl, unter anderem von Walter Benjamin, gaben Briefe, Gedichte und Aufsätze von Wolfskehl einen Eindruck von der Sprach- und Wortgewalt des Dichters.