Am 13. März 2024 fand eine Kooperationsveranstaltung der Akademie 55plus, der Bürgerstiftung Darmstadt, der Stadtkirche und dem Zentrum für Interkulturelle Kompetenz am Sprachenzentrum der Technischen Universität Darmstadt statt. Zu einer Autorenlesung und der folgenden Gesprächsrunde wurden die beiden bekannten Autoren Pater Anselm Grün und Professor Milad Karimi eingeladen. In dem angeregten Gespräch tauschen sich Pater Anselm Grün und Professor Milad Karim aus, um ihr Buch „Frieden stiften – Frieden sein“ vorzustellen. Die Veranstaltung, die die bisher größte in diesem Kooperationsformat war, fand in einer gut gefüllten Stadtkirche mit rund 350 Zuschauer:innen statt.
Pfarrer Karsten Gollnow begrüßte das zahlreich erschienene Publikum, während Heidrun Bleeck und Petra Neumann-Prystaj von der Aka 55plus die beiden Autoren vorstellten. Der Darmstädter Kantor, Christian Roß, spielte in der Pause am Klavier drei Sätze der Französischen Suite in G-Dur von Johan Sebastian Bach (BWV 816) für das Publikum. Die Moderation der anschließenden Podiumsdiskussion übernahm Dr. Christoph Merkelbach vom Sprachenzentrum der TU Darmstadt.
Die Diskussion der beiden geladenen Gäste erhielt große Zuspruch und bot viele Denkanstöße zum Thema Frieden zu einer Zeit, in der in Europa ein unvorstellbarer Krieg wütet.
Pater Anselm Grün, ein deutscher Benediktinermönch, spiritueller Autor und Referent, ist international für seine zahlreichen Bücher zu Themen wie Spiritualität, Meditation, Psychologie und Lebensführung bekannt. Seine Werke sind in viele Sprachen übersetzt worden und haben eine breite Leserschaft erreicht. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit hält Pater Anselm Grün auch Vorträge und Seminare, in denen er seine spirituelle Weisheit und Erfahrung mit anderen teilt. Pater Anselm begab sich unmittelbar nach der Veranstaltung zurück in sein Kloster, um an der Frühmesse teilzunehmen.
Professor Karimi hingegen hatte einen weiteren Vormittag vor sich. Professor Milad Karimi ist Islamwissenschaftler und Philosoph. Sein Werdegang ist von seiner persönlichen Geschichte geprägt, insbesondere seiner Flucht aus Afghanistan über Moskau nach Deutschland. Karimi hat eine bemerkenswerte Bildungsweg durchlaufen, von der Hauptschule über die Berufsfachschule und Realschule bis hin zum Abschluss an der Bertolt-Brecht-Schule und später dem Studium der Philosophie und Mathematik. Letztendlich entschied er sich dafür, sich auf Islamwissenschaften zu konzentrieren, was durch seine Erfahrungen und sein Bedürfnis, religiöse Fragen zu erforschen, beeinflusst wurde. Seine Erfahrungen als Flüchtling und sein akademischer Werdegang machen ihn zu einem inspirierenden Vorbild für viele, insbesondere für junge Menschen, die ähnliche Herausforderungen durchleben. Im Gegensatz zum älteren Publikum in der Stadtkirche sprach er am Vormittag des 14. März 2024 vor der jungen Generation, darunter Studierende mit Fluchterfahrungen an der TU Darmstadt und Schülerinnen und Schüler der Bertolt-Brecht-Schule. In einem Hörsaal der TU Darmstadt trafen sich Professor Karimi und eine Gruppe von geflüchteten jungen Frauen und Männern, die sich in einem studienvorbereitenden Sprachenkurs auf ein Studium in Deutschland vorbereiteten. Professor Karimi ermutigte sie, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen und betonte die Bedeutung des Sprechens und Lesens für den Lernprozess. Er teilte auch seine eigene Bildungsgeschichte mit den Zuhörer:innen, die geprägt war von Herausforderungen und harter Arbeit. Er betonte die Bedeutung von Literatur und Poesie zum Erlernen und Lieben der deutschen Sprache. Ihn selbst habe Rilkes Liebeslied sehr berührt: „Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt?“
Am Nachmittag besuchte Professor Karimi die Bertolt-Brecht-Schule, wo er selbst sein Abitur absolviert hatte. Während seines Besuchs erzählte er den Schüler:innen von seiner persönlichen Reise und den Lehrern, die ihn auf seinem Weg unterstützt hatten. Er betonte die Bedeutung von Selbstkritik und Offenheit für neue Perspektiven, besonders in Bezug auf religiöse Fragen.
Insgesamt war es ein inspirierender Austausch, der sowohl in der Stadtkirche, bei der Akademie 55plus als auch an der TU Darmstadt und in der Bertolt-Brecht-Schule große Resonanz fand und den Teilnehmern wichtige Denkanstöße bot.
Textliche Zusammenfassung durch die Redaktion der Bürgerstiftung Darmstadt. Bilder © Bürgerstiftung Darmstadt.
Originaltext © Chris Merkelbach.