Projektbericht
Wir bekennen Farbe – Sozialraum sichtbar machen
Bei dem Workshop von Jörn Heilmann stehen mobile Bildträger und öffentliche Großflächen im Außenbereich im Fokus, die mit Jugendlichen der Stadt Darmstadt zu gestalten gilt.
Ein Stadtquartier lebt von seinen Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, dass diese sich mit ihrem Umfeld identifizieren. Hierzu gehört ein lebendiger optischer Auftritt, der motiviert und eine entsprechend zeitgemäße Sprache spricht. Bestenfalls wird die Zielgruppe aktiv mit in diesen Prozess integriert. Was bei architektonischen Fragen schwieriger erscheint ist in der Farb- und Wandgestaltung ein Leichtes.
Vor nahezu 20 Jahren hat der „Jugendpfleger Harry“ vom städtischen Jugendhaus „Heag-Häuschen“/Arheilgen sowie der Darmstädter Kommunikationsdesigner und Künstler Jörn Heilmann eine kreative Kooperation begonnen. Ziel der Zusammenarbeit war es Jugendliche aus einem multikulturellem Wohnumfeld mit gesellschaftsrelevanten Themen zu konfrontieren und aktiv in die Jugendhausgestaltung zu integrieren. Neben der theoretischen Auseinandersetzung stand das großflächige und öffentliche „Raumerlebnis“ im Vordergrund. Das fertige Ergebnis war fortan Bestandteil des visuellen Erscheinungsbildes des Arheilger „Juze“ und setzte im Rahmen der Nachhaltigkeit auch auf die öffentliche Wirkung weiterer Zielgruppen, wie nachfolgende Generationen, Eltern, Quartiersbewohner etc. Ein verbindendes und präventiv angelegtes Gestaltungsprojekt, dessen Ergebnis zu einem festen identitätsstiftenden Merkmal des Jugendhauses geworden ist – und das bis heute. Anlass genug, um darauf aufbauend einen weiteren Schritt zu gehen und in 2022 ein neues Projekt zu initiieren. Hierbei stehen mobile Bildträger im Außenbereich im Fokus, die es zu gestalten gilt.
Graffiti sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil des visuellen Alltags – Ende nicht in Sicht! Als Sinnbild kreativer Ausdrucksweise haben sie sich im Stadtbild, der Kunst, der Werbung fest etabliert und werden zielgerichtet eingesetzt. In vielen Teilen der Gesellschaft schafft die sogenannte „Street-Art“ Identifikationsfaktoren, die einen Hauch von Abenteuer und Spontanität versprühen. Unterschiedlichste Zielgruppen wünschen den Umgang mit Spraydose & Co., um sich künstlerisch zu betätigen. In Form von professionell angeleiteten Workshops bietet das Thema eine Fülle an kreativen und sozialen Aspekten, die z.B. in Teambuilding-Maßnahmen zusammengeführt werden. Dies lässt sich überall da nutzen, wo kreatives Miteinander gefragt ist – sowohl im schulischen Bereich, wie auch bei Management-Seminaren.
Die Teilnehmer*innen setzen sich gezielt mit dem Thema der eigenen und gruppendynamischen Phantasie und Technikfindung auseinander. Gesellschaftliche Denkraster werden überwunden und persönliche Stärken kreativ erlebt. Die Gestaltungsflächen, meist im öffentlichen Raum angesiedelt, bekommen eine visuelle Aufwertung und dienen gleichzeitig als optischer Beweis mit Identifikationswirkung. Das großformatige Arbeiten ermöglicht es „über den eigenen Horizont zu blicken“, ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen und produktives Selbstwertgefühl zu erfahren. Der Einsatz von Spraydose, Farbe und Schablone als zeitgemäßes Ausdrucksmittel wird gezielt für die bewusste Gestaltung von Großflächen eingesetzt. Dies trägt bei zu einer sensibilisierten Differenzierung von konzeptgebundener Gestaltung und illegaler Schmiererei, so dass das eigene urbane Umfeld bewusster wahrgenommen wird.
Die Teilnehmer*innen haben die Möglichkeit ein Graffiti-Bild aktiv mitzugestalten sowie neue Techniken und Vorgehensweisen zu erlernen. Der prozesshafte Gestaltungsablauf sensibilisiert für eine strukturierte Vorgehensweise, die auch immer wieder durchbrochen und in Frage gestellt werden muss. Projektthemen werden nach Absprache definiert, auf kreative Weise theoretisch erörtert und praktisch, nach Möglichkeit öffentlichkeitswirksam, realisiert. Eine spielerische Auseinandersetzung schafft somit den Zugang zu neuen Sichtweisen. Sozialkompetenz und Gruppenarbeit werden in der praktischen Arbeit erfahren und als notwendig empfunden.
Details zu diesem Projekt
- Projekttitel: Wir bekennen Farbe
- Projektzeitraum: 2022
- Organisation: Jörn Heilmann
- Unterstützung durch Bürgerstiftung Darmstadt: Finanzielle Förderung
Textliche Zusammenfassung durch die Redaktion der Bürgerstiftung Darmstadt. Originaltext (c) Jörn Heilmann. Fotos (c) Jörn Heilmann. Im Sinne ihres Stiftungszwecks unterstützt die Bürgerstiftung Darmstadt dieses Projekt durch finanzielle Förderung.
Über die Bürgerstiftung Darmstadt
Die Darmstädter Bürgerstiftung hat das Ziel, das soziale und kulturelle Miteinander in Darmstadt zu fördern, wobei das Thema Bildung klar im Vordergrund steht. Wurzeln der Bürgerstiftung Darmstadt reichen zurück bis in Jahr 1959. Die Initiative finanziert sich durch regelmäßige Spenden und Zustiftungen. Die Bürgerstiftung Darmstadt ist wirtschaftlich und politisch unabhängig.